Thalheim:

Mit einem fetten Sonnenbrand muss man in Belfast eher nicht rechnen. Als höchsten Durchschnittswert der Sonnenscheindauer registrieren die Experten 6,4 Stunden, das passiert allerdings auch nur im Mai.
Dennoch setzt Belfast auf Solarenergie. Es ist noch nicht lange her, da ließ die Stadt auf ihrem wohl wichtigsten Haus, dem Parlament, ein Dach installieren, das aus Solarmodulen besteht. Die entfalten ihren Charme bereits und liefern Energie. 40 000 Kilowattstunden Jahresleistung. Das reicht, dass die Familien in sage und schreibe zehn Einfamilienhäusern ein Jahr lang von diesem Strom leben könnten. Für den Eigentümer des Parlamentsgebäudes heißt das: eine Einsparung an Stromkosten von immerhin 9 000 Pfund pro Jahr.

Gute Laune für Hersteller und Nutzer

Diese Bauelemente, die auch bei wenig Licht viel Energie ausspucken, kommen aus Thalheim. Aus dem jungen Unternehmen mit dem hippen Namen Calyxo. Calyxo - das klingt nach Sonne, Strand und anderen schönen Sachen... Geschäftsführer Florian Holzapfel lacht. Bei Lichte betrachtet: Die Assoziation ist durchaus berechtigt. Denn die mit einer speziellen chemischen Mischung aus Cadmium und Tellurid beschichteten schicken schwarzen Solarzellen machen letztlich schon eine Menge gute Laune - Herstellern und Nutzern. Die Zellen sind echte Meister. Deshalb sind sie immer öfter gefragt.

Gute Performance

Von tiefer Solarkrise ist daher bei der seit 2010 unter amerikanischer Flagge stehenden Firma Calyxo wenig zu spüren. Im Vier-Schicht-System arbeiten die Leute in der Produktion. Zur ursprünglichen Produktionslinie ist vor eineinhalb Jahren eine zweite hinzugekommen. „Wir sehen eindeutig eine Steigerung der Nachfrage“, sagt Holzapfel. „Und was besonders erfreulich ist, wir sehen den Trend, dass eine kleine Rückbesinnung auf den europäischen Anbietermarkt eingesetzt hat.“ Das Blatt, das für die Konkurrenz in Asien auf der Oberseite lag, wendet sich. Das hat Gründe, die Holzapfel in kurzen, effektiven Kommunikationswegen sieht und der Chance, mit einem hoch innovativen Produkt gemeinsam mit Partnern zu planen. Er sieht sie in den bereits bestehenden Geschäftsbeziehungen wie letztlich „in einer guten Performance“, die seine Solarzellen hinkriegen.

Calyxo wurde 2005 als Tochter von Q-Cells gegründet. Es übernahm ein Patent der US-Firma Solar Fields und ging 2010 an Solar Fields über, war so nicht von der Q-Cells-Insolvenz betroffen. Derzeit sind 165 Mitarbeiter sowie Leiharbeiter nach Bedarf beschäftigt. Die Kunden sind über die ganze Welt verteilt, ein Schwerpunkt ist Europa. Die Rohstoffe für die Produktion, vor allem Glas, kommen zumeist aus Deutschland - aus Sachsen-Anhalt und Bayern, einzelne Komponenten aus Japan. Die beiden Produktionslinien des Unternehmens haben eine Kapazität von insgesamt 90 Megawatt und einen enorm hohen Automatisierungsgrad.

Das Bild des Gebäudes darf nicht beeinträchtigt werden

Das alles war offenbar auch für den irischen Partner Beacon Renewable Energy für das Parlamentsgebäude ausschlaggebend. Manchmal geht es bei dem Traum von sauberer Energie nicht nur um Erträge, manchmal geht es auch noch um Schönheit. Eine entscheidende Voraussetzung für den Auftraggeber nämlich war es, eine Lösung zu bekommen, die das eigenwillige Bild des Gebäudes auf keinen Fall beeinträchtigt. Und das kann Calyxo - sowohl eine prima Leistung erzielen als auch optisch etwas zu bieten, das tipptopp ist.Dafür übrigens stehen mehrere Projekte in der ganzen Welt. Zwei der letzten sind die Fassade eines 135 Meter hohen Gebäudes in Beirut und eines großen Carports in Dubai. „Wir versuchen zwar, auf dem europäischen Markt stärker Fuß zu fassen“, sagt der Geschäftsführer, „aber wenn es interessante und schöne Projekte anderswo gibt, sind wir dabei.“ Mit seiner Begeisterung für die Architektenträume bleibt der Chef allerdings auf dem Boden der Tatsachen.
Für Calyxo sind das nämlich relativ kleine Mengen. Industriehallen-Dächer zu bestücken oder große Freiflächen, das sei schon was anderes, stellt er klar. „Aber es ist gut für unser Prestige. Und es macht Spaß.“ Es habe schon Auftraggeber gegeben, die das Aussehen ihres Gebäudes nach Calyxo-Modulen ausgerichtet haben, erzählt er. Holzapfel sieht die Sache ganz praktisch: Fassaden sind ein tolles zweites Standbein. „Und wenn dann jeder fragt: ,Wo kommt das denn her?’, ist das cool.“

Zutritt nur für Autorisierte

Die nächsten Projekte? Darüber redet er erst, wenn sie fertig sind, sagt Holzapfel. Auch Angaben über Umsatz und Investitionen sind ein Geheimnis. Das wird hier genauso gehütet wie das, was im Herzstück der Firma, dem Beschichtungsofen, passiert. Selbst Marketing-Mitarbeiterin Stefanie Gilke, die seit ihrer Lehrzeit, dem Studium und einigen Jahren danach schon mit Calyxo verbunden ist, sagt: „Ich hab das noch nie gesehen.“ Holzapfel erklärt es: „Aufgrund des patentierten Know-hows haben nur autorisierte Leute Zutritt.“Er hofft, dass es in der Branche vorangeht. „Wir haben die Quelle für saubere Energie gefunden. Das ist eine der schönsten Sachen überhaupt.“ Und schon jetzt, ist er überzeugt, hätte Öko-Strom die Nase vorn. „Wäre es politisch gewollt.“ (Quelle: mz-web - 28.11.2015 )